Hier ein Vorschlag für Online-Abende mit Freunden an langen Lockdown-Winterwochenenden: Spielen Sie doch einmal Verschwörungstheorie-Karaoke. Sie kennen vielleicht schon Powerpoint-Karaoke? Bei diesem Spiel referiert jemand aus dem Stegreif zu einer ihm völlig fremden Powerpoint-Präsentation. Wie wäre es nun aber mit einer Variation: Denken sie sich Ihre eigenen Verschörungstheorien aus. Eine Beispiel:
- Greifen Sie ein beliebiges Thema auf, dass gerade in der Öffentlichkeit diskutiert wird, wie z.B.: „Wieso stehen eigentlich nicht genügend Impfdosen zur Verfügung?“
- Suchen Sie sich eine schlüssige, aber von keinerlei Faktenkenntnis getrübte Erklärung: „Bill Gates hat die Imfungen gestoppt, weil die Chips, die er uns allen einpflanzen will, zu groß für die Kanülen der Spritzen waren.“
- Schmücken Sie diese Begründung mit „Argumenten“ und „Belegen“ aus: „Ich weiß von einer Firma im Spessart, die gerade mit Hochdruck daran arbeitet, die Chips kleinzuschneiden. Der Onkel meiner Schwester hat über den Bruder seiner Frau von einer Bestellung von mehreren Tausend Präzisionsmessern bei einem Unternehmen in Solingen erfahren, die diese Firma in Auftrag gegeben hat.“
- Verknüpfen Sie die Theorie mit bekannten Verschwörungsmythen, um sie noch wasserdichter zu machen: „Im QAnon-Netzwerk gibt es ganz viele Fotos, die beweisen, dass Bill Gates inkognito nach Solingen gereist ist, um die Messerproduktion zu überwachen.“
- Lassen Sie Ihre Theorie durch kritische Fragen testen – „Und was hat die Pharmaindustrie davon? Die wollen doch möglichst schnell viel Impfdosen verkaufen, bevor die Russen und die Chinesen das übernehmen!“ – und lassen Sie sich dadurch auf keinen Fall aus dem Konzept bringen: „Weißt Du denn etwa nicht, dass die Pharmaindustrie das meiste Geld nicht mit den Impfstoffen macht, sondern mit den Spritzen. Deshalb lachen die sich ins Fäustchen, weil sie jetzt allen erst mal zu kleine Kanülen verkauft haben. Aber das darf ja keiner laut sagen, sonst würde der ganze Betrug mit den Chips ja auffliegen.“
Sie können jeder Ihre eigene Verschwörungstheorie entwickeln und dann die beste prämieren oder auch gemeinsam eine Geschichte daraus spinnen. Und wenn Sie dann noch nicht genug Absurditäten gehört haben:
6. Testen Sie die Tauglichkeit Ihrer Theorie in sozialen Netzwerken und schauen Sie am nächsten Wochenende nach, welche sich am besten verbreitet hat.
PS: Nach meiner Beobachtung sind Verschwörungsmythen übrigens nicht nur ein Phänomen in der gesellschaftlichen Öffentlichkeit. Allzu oft werden auch in Unternehmen und Organisationen einfache Erklärungen gesucht und gefunden, wieso sich jemand so oder so verhält – ohne ernsthaft zu überprüfen oder nachzufragen, welche Beweggründe tatsächlich dahinter stecken.