Nachdenken über Corona III
Die Zukunft von Supervision und Coaching
,Vor dem Jahreswechsel wurden einige Kollegen und ich von der Redaktion der Zeitschrift „Supervision“ eingeladen, uns Gedanken über die Zukunft der Supervision zu machen. Zwischenzeitlich habe ich dazu einen Beitrag verfasst, der im Kern sowohl Supervision als auch Coaching eine goldene Zukunft verspricht, sofern Supervisor/innen und Coaches es schaffen, zeitgemäße Angebote zu machen.
Wieso goldene Zukunft? Weil das Bedürfnis nach Resonanz steigt und weil es immer wichtiger wird, mit Unsicherheit, Ambivalenzen und Widersprüchlichkeiten umzugehen. Immer mehr Menschen suchen auch in der Arbeitswelt andere Formen der Gestaltung von Arbeitsbeziehungen, in denen sie die Erfahrung von Selbstwirksamkeit, von wechselseitigem innerlichem Berührt-werden, von echter Resonanz im Sinne von Hartmut Rosa machen. Und – Corona führt es uns anschaulich und schmerzlich vor Augen – die Welt ist VUCA geworden: volatil, unsicher, komplex und ambivalent. Deshalb wird der Bedarf nach professionell gestalteten Möglichkeiten der Reflexion zunehmen. Und trotz Corona bin ich davon überzeugt, dass langfristig diese Trends anhalten werden.
Dennoch fühlt es sich gerade so an, als sei es Monate her, dass ich diesen Beitrag für die „Supervision“ geschrieben hätte. Die Krise macht deutlich, dass Coaching und Supervision Angebote sind, von denen ich und meine Kolleginnen und Kollegen zwar glauben, dass sie essentiell sind. Existenziell sind sie aber nicht: Coachings und Supervisionen werden gerade reihenweise abgesagt. Und zwar nicht nur aufgrund von Social Distancing. Das ließe sich problemlos durch Telefon- oder Online-Coaching in den Griff bekommen. Nein: Anderes ist einfach viel wichtiger: Grundversorgung und Krisenmanagement.
Allerdings: Ich habe die (leise) Hoffnung, dass dann, wenn wir das gröbste überstanden haben, tatsächlich die große Stunde für all diejenigen schlägt, die ein Innehalten für sinnvoll halten und bereit sind, dafür Zeit und Ressourcen aufzuwenden.
Aufgabe von uns als Coaches und Supervisor/innen ist es deshalb jetzt, selbst erst einmal herunterzufahren. Beobachten, verstehen, was passiert. Nach der Krise einfach nur das selbe weitermachen, halt eben online, das wird wohl nicht reichen.
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