Kompromisse sind langweilig. Sie kommen oft nach langen, zähen Verhandlungen zustande. Oft erkennen die Beteiligten ihre Ausgangspositionen nur noch schemenhaft wieder. Auf dem Weg dorthin geht der Feuereifer verloren, mit dem man sein ursprüngliches Ziel einmal verfolgt hat. Kompromisse fordern Perspektivwechsel ab: Was von der Gegenposition kann ich annehmen? Was nachvollziehen? Und am Ende soll man ein solches Verhandlungsergebnis auch noch verteidigen. Eine ganz schöne Zumutung.
Aber Kompromisse sind großartig. Sie halten eine Gesellschaft zusammen. Sie machen das Zusammenleben überhaupt erst möglich.
In normalen Zeiten scheint unsere Gesellschaft mit dieser Zumutung ganz gut umgehen gelernt zu haben. Vermutlich auch deshalb, weil jeder* sich in einer offenen und freien Gesellschaft notfalls seine kleine Nische schaffen kann, in der er kompromisslos sein Ding machen kann. Nun scheinen wir aber auf einen herausfordernden Monat November und vermutlich auf einen anstrengenden Winter zuzusteuern. Und dummerweise ist die Bekämpfung der Pandemie keine Privatangelegenheit. Sie verlangt die Fähigkeit zum Kompromiss.
Make Kompromissbereitschaft great again.
*Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verzichte ich hier auf gendergerechte Sprache. Ich bitte die geneigte Leserschaft auch in diesem Fall um Kompromissbereitschaft.